Selektive Essstörung – wenn man Vieles nicht essen kann

inDas Phänomen des wählerischen Essen ist bei Kindern nicht erst seit dem „Suppenkasper“ gut bekannt und wächst sich häufig mit zunehmendem Lebensalter aus. Es gibt aber Menschen, die bis ins Erwachsenenalter extrem eingeschränkt in ihrer Nahrungsauswahl sind und eine Vielzahl von Lebensmitteln meiden, weil diese ihnen Angst machen oder sie sich davor ekeln, manchmal auch aufgrund von Farbe, Konsistenz, Geruch oder Ähnlichem. Dabei geht es typischerweise nicht – wie bei der Magersucht – um den Kaloriengehalt. Die eingeschränkte Auswahl kann auch erst im Erwachsenenalter entstehen. Wenn das zu Mangelzuständen (z.B. an Vitaminen, Spurenelementen o.ä.) oder Unterernährung führt spricht man von einer „Selektiven Essstörung“ – im Englischen ARFID („avoidant/restrictive food intake disorder“). Im gängigen deutschen Klassifikationssystem ICD-10 ist die selektive Essstörung noch nicht als Erkrankung anerkannt. In der amerikanischen Version ist sie aber bereits gelistet.
Die Klinik am Korso hat in den letzten Jahren zunehmend Menschen behandelt, die nicht gut in eine der gängigen Essstörungskategorien passen. Dabei waren auch Viele mit einer selektiven Essstörung. Um diesen Menschen noch besser helfen zu können haben wir ein Programm entwickelt, Menschen mit selektiver Essstörung zu behandeln. Dabei ist ein schrittweises Heranführen an bisher gemiedene Lebensmittel zentraler Bestandteil. Für eine erfolgreiche Teilnahme sollte man also die Bereitschaft mitbringen, sich auch wieder an diese Nahrungsmittel zu trauen und seine „Ess-Palette“ zu erweitern. Ziel ist es, sich ein gelassenes und genußvolles Essverhalten anzugewöhnen bei dem möglichst wenig nicht gegessen werden kann.
Übrigens: auch Menschen mit Adipositas können an einer selektiven Essstörung leiden. Bei ihnen sind die gemiedenen Lebenmittel häufig das was man allgemein als „gesund“ bezeichnet wie Salat, Obst und Gemüse.

Podcast Wissen Weakly: “Picky Eater”. Klingt catchy, dahinter kann aber eine ernstzunehmende Krankheit stecken: eine selektive Essstörung, kurz SED oder auch ARFID (avoidant-restrictive food intake disorder)